Die Rede als Video: Youtube
(Gehalten am 7. Januar 2022)
mi salminii on wonɓe ɗo ɗeng.
ɓai Oury Jalloh ko pullo mi ɗo faala yewtude haala pulaar seɗa . ko fi honɗun mi ɗo wolude haala pulaar seɗa ko fi siɓɓe makkoɓen e goreeɓe makkoɓen no famira ko feɗji kon e hore makko. hande meɗen fottude fii manifestation e fii andintingol ko feɗji e hore Oury Jalloh. hande woni duubi sappo e jeeɗiɗi illa o maji e juuɗe policiben.
ko fottini en hande kon ko fi ko wadi e mako ta wattu hande kadi. meɗen torri gouvernement allemand on no wadan Oury Jalloh justice. ko en wonu huunde wotere hara sifa ko waɗi do e Oury Jalloh wataali handekadi. ko en ɓuurtu jogondirgol ta ɗundo wattu. kadi en daroto ha jande o hetti gonga mako.
hara meɗɗen weltanike Mouctar Bah e initiative justice pour oury jalloh on fii wakilare ɗe ɓe waɗi di duubi ɗo fow.
meɗen weltanii tawaɓe ɗo ɓen fii o manifestation.
(Übersetzung: Ich begrüße alle hier anwesenden Personen. Da Oury Jalloh Fulani war, werde ich ein paar Worte in seiner Muttersprache (Pulaar) da lassen, damit seine Freunde und Familie aus der Heimat verstehen können was vorgefallen ist. Heute demonstrieren und gedenken wir Oury Jalloh. Es sind bereits 17 Jahre vergangen seitdem er „durch die Hände der Polizei verstorben ist“.
Heute demonstrieren wir erneut damit so etwas nie wieder passiert. Wir appellieren an die deutschen Behörden und fordern Gerechtigkeit für Oury Jalloh.
Wir müssen weiterhin als Gemeinschaft agieren und den Bund untereinander stärken damit wir solche Fälle verhindern können. Außerdem werden wir solange standhaft bleiben bis wir Gerechtigkeit für Oury Jalloh erlangt haben.
Zum Schluss bedanken wir uns besonders bei Mouctar Bah und der Initiative Gerechtigkeit für Oury Jalloh für ihre jahrelangen Bestrebungen und ihren Kampf um Gerechtigkeit!
Wir bedanken uns auch bei all denjenigen die heute erschienen sind.)
Es ist nun 17 Jahre her, dass die Polizei Dessau Oury Jalloh ermordet hat. Etliche unabhängige Gutachten zeigten schon längst was seit dem Mord klar ist; Oury Jalloh wurde bei lebendigem Leib verbrannt. Die Lüge dass er sich selbst angezündet habe, wird von Staat und Polizei bis heute verteidigt. Genau aus diesem Grund halten der Staat und sein ausführendes Gewaltmonopol in Form der Polizei bis heute noch an dem Lügenkonstrukt fest, dass Oury Jalloh sich selbst angezündet habe. Die Gutachten werden nicht anerkannt und die Täter werden weiterhin geschützt. Deshalb wissen wir, dass der Staat kein Interesse daran hat uns vor weiteren rassistischen Morden zu schützen. Dies zeigte sich 2011 als Christy Schwundeck ermordet wurde und bis heute keine Gerechtigkeit erfahren durfte. Wir gedenken heute insbesondere auch Laya-Alama Conde, der auch durch die Hand des deutschen Staates ermordet wurde und eine lückenlose Aufklärung verhindert wurde. Es ist also klar; Gerechtigkeit müssen wir selbst erkämpfen.
Die Polizei ist ein Organ, welches die Profitgier der herrschenden Klasse schützt und verteidigt. Dass Schwarze und migrantische Menschen immer wieder durch die Polizei schikaniert und ermordet werden, ist kein Zufall. Denn die Polizei ist durchtränkt mit faschistischen und rassistischen Strukturen. Das Fundament polizeilicher Institutionen ist auf Faschismus, Rassismus, Gewalt, Machtmissbrauch und Schikane aufgebaut. Weshalb es nicht verwunderlich ist, dass immer wieder Skandale auftauchen, wo Polizist:innen dabei enttarnt werden, sich faschistisch militant organisiert zu haben und private Informationen von Aktivist:innen an diese faschistischen Strukturen weiterzugeben. Doch bei der Polizei allein bleibt es nicht. Im Verfassungsschutz sitzen seit Beginn der BRD vermehrt Menschen, die das faschistische Gedankengut teilen und dessen Strukturen schützen und stärken. Dadurch werden überproportional antifaschistische Strukturen und Aktivist:innen mit Repressionen überrannt.
Oury Jallohs Mörder sind das Produkt eines rassistisch-kapitalistischen Systems – ein System, das darauf abzielt Leute wie ihn zu dehumaniseren – uns Schwarze Menschen und Afrosiblings zu dehumanisieren.
Es reicht längst nicht mehr Oury Jalloh als Opfer eines Einzelfalls von Polizeigewalt zu beschreiben. Oury Jalloh ist Opfer eines gewaltvollen Systems mit globaler Kontinuität: Antischwarzer Rassismus. Antiblackness!!! Ein System das uns zeigt, dass Schwarze Leben überall auf dieser Welt in Gefahr sind. Oury der hier in Deutschland Zuflucht suchte musste es schmerzhaft erfahren. Koloniale Kontinuitäten und der in diesem Kontext entstandene Bürgerkrieg in der Sierra Leone, von dessen Blutdiamanten Deutschland und andere europäische Staaten immer noch profitieren, destabilisierte Ourys Heimat – meine Heimat. Beginnend damit setzten sich die Ausmaße kolonialer Gewalt weiter fort in Form von unsicheren Fluchtwegen, staatlichem Abschiebeapparat, racial profiling und endete schließlich tragisch mit Oury Jallohs Ermordung. In diesem System voller Gewalt scheint es schon vorbestimmt zu sein, welches schreckliche Ende unseren Bruder erwartete. So möchten wir ihn jedoch nicht in Erinnerung behalten. Wir sind es mehr als nur Leid unsere afrikanischen Geschwister nur in einem globalen rassistischen Kontext zu verabschieden. Wir sind es leid, dass die Angehörigen unserer Geschwister nicht vernünftig trauern können, weil sie damit beschäftigt sind sich mit strukturellen Problemen auseinanderzusetzen. Seine Mutter starb 2012 ohne Gerechtigkeit für ihren Sohn zu erfahren.
Oury Jalloh ist tot. Ein Mensch. Ein Freund. Ein Bruder. Ein Vater. Familie. Oury Jalloh mo Mariama Djombo Jalloh maaji. Ko tagaɗo ko achiti biɗɗo, siɓɓe e goreeɓe.
Was haben die letzten 17 Jahre gezeigt: Einerseits die Ignoranz des deutschen Staates, aber viel wichtiger die Fähigkeit Schwarzer Selbstorganisation zur Mobilisierung und aktiven Handelns. Unsere Fähigkeit zu vernetzen und als gemeinsames Bündnis afrodiasporischen Personen hier geschlossen aufzutreten. Unsere Fähigkeit den antimperialistischen, antirassistischen sowie Klassenkampf auf allen Ebenen intersektional zu führen. Unsere Fähigkeit diesen Kampf Generation über Generation weiterzuführen. Unsere Fähigkeit Kämpfe über Deutschland hinaus weiterzuführen und für Themen unseres Mutterkontinents Afrika und der Diaspora oder die Belange von geflüchteten Menschen überall auf dieser Welt aufmerksam zu machen. Unsere Fähigkeit trotz jahrelanger Arbeit und zahlreichen Rückschlägen immernoch Widerstand gegen unsere Unterdrückung zu leisten.
Auch im Kampf der Gerechtigkeit für Oury Jalloh werden insbesondere Schwarze Aktivist:innen Repressionen ausgesetzt. Doch auch das ist kein Zufall, denn dieser Kampf rüttelt an der Festung Deutschland und Europa. Deshalb danken wir besonders der Initiative Oury Jalloh und Mouctar Bah für ihren unerbittlichen Kampf, der uns alle mitreißt.
Wir kämpfen nicht nur für die Gerechtigkeit Oury Jallohs, sondern für die Gerechtigkeit aller, die von der Polizei schikaniert und ermordet wurden. Wir kämpfen gegen den deutschen Imperialismus, welcher für Flucht und Vertreibung verantwortlich ist. Wir kämpfen gegen den Faschismus, der sich immer weiter radikalisiert.
Wir kämpfen für eine Welt ohne Polizei, Kapital und Staat, denn nur wenn wir die Wurzel des Problems bekämpfen, können wir den Erfolg dieses Kampfes ernennen.
Wir werden dieses System mit panafrikanischer Einheit und geballter Kraft unserer Afrogeschwister in seinen Grundfesten erschüttern und die Strukturen zerschlagen, die uns daran hindern Oury Jalloh als Individuum wahrzunehmen und nicht nur als systematisches Opfer.
Rest in Power Oury Jalloh!