Gründungsproklamation

Panthifa – Gründungsproklamation

Warum Panthifa?

Die Panthifa ist eine neue radikal linke Gruppe für Schwarze Selbstermächtigung und Organisation in Deutschland. Wir begrüßen den Erfolg der jungen Black Lives Matter Massenbewegung, die uns zusammengebracht hat, sehen jedoch die Notwendigkeit für radikal linke, antikapitalistische, antikoloniale und intersektionale Strukturen, die sich exklusiv an Schwarze Menschen richten. Wir wollen Black Lives Matter im Sinne der Diversity of Tactics jedoch nicht ersetzen, sondern ergänzen. Auch wenn wir ebenfalls in solchen Gruppen organisiert sind, so ist in Antifa- und Migrantifa-Bündnissen doch immer ein Machtgefälle zwischen Schwarzen und nicht-Schwarzen Mitgliedern gegeben, das sich ohne vorherige Schwarze Selbstermächtigung nicht überwinden lassen wird.

Die weiße deutsche Linke hat bis heute keinen Weg gefunden, die Ressourcen Schwarzer Aktivist*innen in ihrem Kampf zu nutzen. Wir fühlen uns als Schwarze in weißen Strukturen nicht willkommen oder gehört, weshalb wir einen Raum für uns selbst schaffen müssen, in dem wir uns aktivistisch entfalten können, ohne uns mit Bildungsarbeit für weiße Genoss*innen auszubrennen.

Die Panthifa will einen Raum für Community, gemeinsame und gegenseitig antirassistische und antikoloniale Bildung und einen Safe Space zum Austausch mit dem Endziel Schwarzer Strukturen, die zu eigenem Aktivismus fähig sind, erschaffen und organisieren.

Ziele der Panthifa

Die Panthifa organisiert sich um eine Serie von Langzeit- und Kurzzeitforderungen, die von Mitgliedern vertreten werden.

Langzeitforderungen:

1. Konsequente Entnazifizierung
2. Reparationen für Kolonialismus
3. Abschaffung der Polizei und Gefängnisjustiz, Ersatz durch communitybasierte Alternativen
4. Globale Freizügigkeit für alle Menschen
5. Überwindung des Kapitalismus
6. Etablierung einer Erinnerungs- und Gedenkkultur zu Kolonialverbrechen
7. Abschaffung des leistungsbasierten Schulsystems und Ersatz durch modulare Lernstrukturen mit Fokus auf individueller Förderung

All diese Forderungen zielen auf die langfristige Beendigung marginalisierender Verhältnisse hin, nicht nur für Schwarze Menschen.

Kurzzeitforderungen:

1. Bundesweites Antidiskriminierungsgesetz
2. Lex Specialis zur Kriminalisierung der Verwendung rassistischer Begriffe
3. Gesamtgesellschaftliche Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte
4. Anerkennung des deutschen Völkermords an den Herero und Nama
5. Ersatz des Wortes „Rasse“ durch einen angebrachten Begriff im deutschen Grundgesetz
6. Entfernung von kolonialen Ehrenmälern und Straßennamen aus dem öffentlichen Raum
7. Staatliche Fördermittel für Schwarze Institutionen
8. Bedigungsloses Grundeinkommen für marginalisierte Menschen
9. Aufnahme und Aufarbeitung von Kolonialismus im Lehrplan deutscher Schulen und Unis
10. Repräsentative Panafrican Studies als Studienfach und -disziplin ermöglichen
11. Förderung Schwarzer Studierendenverbindungen

Wer ist Panthifa?

Die Panthifa versteht sich als pro-Schwarze Bewegung, von Schwarzen für Schwarze. Eine endgültige Überwindung von Rassismus kann erst beginnen, wenn wir Kapitalismus und den ihm dienenden (Neo-)Kolonialismus beendet haben. Der globale Norden hat seinen Wohlstand durch Diebstahl und Unterdrückung des Südens aufgebaut. Diese Ungerechtigkeit wird sich niemals durch kapitalistische „Entwicklungshilfe“, sondern nur durch Reparationen und solidarische Ressourcenverteilung korrigieren lassen.

Ein Kampf zur Befreiung Schwarzer Menschen kann nur stattfinden und erfolgreich sein, wenn sie mit allen ihren Intersektionen befreit werden. Nur durch Einbezug unserer queer, trans, disabled, neuro atypical, muslim, jewish und indigenen Geschwister können wir alle notwendigen Perspektiven berücksichtigen und einbinden. Bis wir alle frei sind, ist es niemand von uns.

Die Panthifa ist gegen Militär und Polizei als nationale Verteidungs- und Durchsetzungsinstrumente. Diese Organisationen dienen nicht nur der Verteidigung von Nationen und ihrem (gestohlenen) Kapital, sie verursachen auch für ihre eigene Bevölkerung unnötig Kosten an (imaginärem) Geld und Ressourcen. Dennoch distanzieren wir uns ausdrücklich von Pazifismus, der gerade in kolonialen Befreiungskämpfen oft durch weiße Menschen als „unblutiges“ Ideal propagiert wird. Dass pazifistische Befreiungskämpfe gerade für die Unterdrückten unfassbar blutig sind, während sie den Unterdrücker schonen, kommt in dieser neokolonialen Geschichtsrevision nicht vor.

Position zu weißen Allies

So sehr wir an die guten Intentionen weißer Aktivist*innen glauben wollen, beweisen sie immer wieder eindrucksvoll, dass ihre Prioritäten nicht mit der essentiellen Wichtigkeit von Antirassismus vereinbar sind. So sehr dies sich für weiße Leser*innen wie eine Verurteilung anfühlen muss, zeigt dies nur, wie verkürzt weiße Rassismusanalyse ist. Wie in den Positionen und Forderungen der Panthifa dargelegt, handelt es sich bei Rassismus um ein strukturelles Problem, das durch Kapitalismus und den ihm dienenden Kolonialismus forciert wird. Bis heute wird Rassismus im Mainstream jedoch für einen individuellen statt strukturellen Fehlschlag gehalten, weshalb Rassist*innen in dieser Logik pauschal schlechte Menschen sein müssten. Dies führt zu den individuellen Verteidigungsreflexen weißer Menschen gegen Vorwürfe des Rassismus, die letzten Endes gesellschaftlich einstudiertes Gaslighting und Silencing für Schwarze Menschen darstellen.

In einer Gesellschaft, die weiße Menschen strukturell zur Teilnahme an Kapitalismus, Kolonialismus und Unterdrückung Schwarzer Menschen erzieht, ist es individuell für weiße Menschen nicht möglich, unrassistisch zu sein. Die Aufgabe weißer Allies besteht darin, ihre Anspruchshaltung abzulegen, Antirassismus „richtig“ zu machen, denn 1. ist dies nicht möglich und 2. perpetuiert dies den Mythos des Rassismus als individuellen Fehlschlag, der eine gesamtgesellschaftliche Analyse und Reflektion verhindert.

Wir fordern weiße Allies dazu auf die Panthifa auf Aufforderung mit Räumlichkeiten, Geld, Reichweite und Logistik zu unterstützen. Eine sonstige und weitere Kooperation wird nur unter den Bedingungen der Panthifa stattfinden.

Wie geht es weiter?

Wir sehen gerade bei offen radikalen Strukturen die Notwendigkeit langfristig, bedacht und vorsichtig zu agieren. Diese erste Phase der Gründung und des Aufbaus wird sich auf die Bildung einer gemeinsamen Identität fokussieren. Wir rufen alle Genoss*innen auf, uns über folgende Kanäle weiter zu verfolgen und diese auch gerne weiterzuverbreiten:

www.instagram.com/panthifa
www.twitter.com/panthifa

Power To The People!

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