Tag der Befreiung – Die Vergessenen Helden

Der Tag der Befreiung ist in Deutschland eine der wichtigsten Instanzen der deutschen Erinnerungskultur. Jährlich wird in ganz Deutschland an diesem Tag den Opfern des NS-Regimes sowie den Sieger*innen des 2. Weltkrieges gedacht. Das Gedenken an diesem Tag ist schon seit Jahrzehnten in Deutschland ritualisiert. Es ist daher wenig verwunderlich, dass sich durch das institutionelle Gedenken in Deutschland, welches nie entnazifiziert wurde, immer noch white supremacy und gezieltes Schweigen über wichtige historische Fakten der Befreiung herrschen.
Zu den größten gezielt ausgelassenen historischen Fakten, zählt die Beteiligung Schwarzer Soldaten an der Befreiung.

Ein wichtiges Beispiel hierfür zeigt die Geschichte der Tirailleurs Sénégalais (Senegalschützen). Die Senegalschützen waren eine 1857 von der französischen Kolonialmacht gegründete Einheit des französischen Militärs. Sie bestand hauptsächlich aus Senegalesen, aber auch aus anderen Menschen aus dem Kolonial Gebiet Französisch-Westafrika. Seit der Gründung der Senegalschützen war diese Einheit fester Bestandteil der französischen Kolonialtruppen, zu welchen auch Einheiten aus anderen von Frankreich kolonialisierten Gebieten gehörten. Schon im ersten Weltkrieg wurden diese kolonialen Truppen massenhaft eingesetzt.
Die Senegalschützen leisteten einen wichtigen Beitrag zu der Befreiung des besetzten Frankreichs im 2. Weltkrieg. Am 15 August 1944 landeten rund 20000 Senegalschützen zusammen mit amerikanischen Truppen an der französischen Küste. Von dort an befreiten sie, obwohl sie in der Regel schlechter als die anderen Truppen ausgerüstet waren, ohne kaum Rückschläge zu erleiden eine französische Stadt nach der anderen. Sie wurden dabei meist auch direkt in den ersten Reihen der Fronten eingesetzt. Als Südfrankreich schließlich befreit war, zogen die Senegalschützen, mit den anderen Truppen weiter zu den deutschen Grenzen.

Der Einsatz der Senegalschützen endete dort jedoch abrupt. Als der Sieg der Alliierten über die Deutschen absehbar war, ordnete der damalige Präsident der provisorischen Regierung Frankreichs Charles De Gaulle die „Blanchiment“ (Bleichung) der französischen Truppen an. Dies bedeutete, dass Schwarze Soldaten, aus den kolonialen Truppen durch weiße Soldaten, welche sich der Armee anschlossen, ersetzt wurden. Die Schwarzen Soldaten wurden dabei entweder zurück nach Afrika oder in den Süden Frankreichs geschickt, um nicht am finalen Sieg beteiligt sein zu können.

Das Kapitel der Senegalschützen endete düster. Den Soldaten dieser Einheit, wurde vor ihrem Einsatz im Krieg versprochen, dass sie den gleichen Lohn wie französische Soldaten erhalten sollten. Als die Senegalschützen jedoch abgezogen wurden, wurde dieses Versprechen nicht eingehalten. Die Franzosen zahlten den Senegalschützen weniger als versprochen. Dies führte am 31 November zu einem Aufstand im Militärlager Camp Thiaroye in der Nähe Dakars. Die um ihren Sold geprellten Schwarzen Soldaten, nahmen General Damien fest, um ihren gerechten Lohn einzufordern. Die französische Regierung ließ diesen Aufstand jedoch am 1. Dezember 1944 blutig niederschlagen. Dabei wurden schätzungsweise 300 Soldaten der Senegalschützen ermordet.

Die Senegalschützen erhielten nie den ihnen versprochenen Lohn. Die eh schon geringere Pension, welche sie erhielten, blieb, im Gegensatz zu den, auf Grund von Inflation, mehrfach erhöhten Pensionen französischer Soldaten, seit dem Ende ihres Einsatzes immer gleich. 2010 wurden die dafür verantwortlichen Gesetze von Nicolas Sarkozy außer Kraft gesetzt. Alle Soldaten sollten die gleiche Altersrente erhalten. Dies war jedoch nur ein symbolischer Akt, welcher dem Großteil der Senegalschützen nicht half, da diese zu dem Zeitpunkt bereits tot waren.

Im 2. Weltkrieg kämpften schätzungsweise 1,5 bis 3 Millionen Soldaten aus Kolonien der Alliierten und rund eine Millionen Afroamerikaner, gegen Nazi-Deutschland und seine Verbündeten. Das Schicksal der Senegalschützen ist, neben dem anderer Schwarzer Kriegshelden wie den Buffalo Soldiers oder den gambischen Soldaten in Birma, nur eines von vielen. Noch heute werden der Einsatz und das Schicksal dieser Soldaten systematisch aus den Geschichtsbüchern und dem Gedenken verdrängt. Daher möchten wir heute zum Tag der Befreiung, unser Gedenken all unseren verstorben Ahnen widmen, welche unter Einsatz ihres Lebens gegen die Nazis und den Faschismus kämpften. Wir haben und werden euch nie vergessen. Wir werden euren Kampf gegen den Faschismus und Imperialismus weiterführen! Der Sieg über die Nazis war kein Sieg westlicher Kolonialstaaten, sondern der Sieg der kolonialen Truppen und der Roten Armee.

Rest in Power! Es lebe der Schwarze Widerstand!

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