Wir als Panthifa glauben, dass Kapitalismus und Rassismus untrennbar verbunden sind und sich gegenseitig bedingen. Unter Kapitalismus verstehen wir Produktions- und Arbeitsverhältnisse, die auf größtmöglichen Profit statt dass Wohl der Arbeitenden ausgelegt sind. Was nach Abbau, Produktion, Transport und Verkauf von Ressourcen als Profit übrigbleibt, wurde von Arbeitenden und Konsumierenden gestohlen. In diesem System erschaffen wir sowohl mit unserer Arbeit als auch unserem Konsum Mehrwert, der mit mehreren Zwischenschritten immer bei den Reichsten landet.
Diesen Strukturen können wir uns nicht entziehen, solang sie bestehen. Durch die erzwungene Aufteilung der Ressourcen, die von Polizei und Militär forciert und beschützt wird, haben wir keinen Zugang zu lebensnotwendigsten Dingen wie Unterkunft, Nahrung und Wasser, wenn wir nicht teilnehmen wollen.
Der Zwang zur Teilnahme und das ständige, unkontrollierte Wachstum der Wirtschaft, die nicht für die Menschen sondern für den Profit produziert, ist nicht erhaltbar, wie wir z.B. an der Klimakatastrophe sehen, die in ausgebeuteten Regionen schon längst angekommen ist.
Der Reichtum der Industrienationen beruht auf eben dieser Ausbeutung. Öl, wertvolle und seltene Metalle, Gold, Diamanten, alles was in dieser kapitalistischen Welt teuer ist, wurde Ländern, die sich militärisch nicht wehren konnten, gestohlen. Das ist die ultimative Form des Profits: Gestohlene Ressourcen verkaufen bringt immer 100% Gewinn und damit einhergehendes rasantes Wachstum über mehr als 500 Jahre des Kolonialismus. Darauf baut die scheinbare Überlegenheit Europas und der USA auf, die oft als „Funktionieren“ des Kapitalismus fehlinterpretiert wird.
Diese Ausbeutung ist so offensichtlich, dass sie jeden empathischen Menschen unaushaltbar zum sofortigen Widerstand zwingen müsste. Hier kommt Rassismus ins Spiel: Durch die rassistische Abwertung Schwarzer Menschen, die sich durch unser komplettes Leben von Tag 1 zieht, fehlt Weißen diese Empathie. Dafür können individuelle weiße Personen nichts, doch die Strukturen zeigen ganz klar, dass Leid und Tod Tausender an unseren Grenzen und Milliarden weltweit, jetzt in unserer Gegenwart, keinerlei Handlungsbedürfnis in der europäischen Politik und Mehrheitsgesellschaft auslöst.
Der Grund ist: Rassismus lohnt sich. Rassismus lohnt sich finanziell für jeden Industriezweig, für alle Unterhaltungsmedien, für die Politik, für jede Privatperson, die selbst nicht von Rassismus betroffen ist. Die Industrie profitiert von billigen/kostenlosen Ressourcen, Zeitung und Fernsehen profitieren von höheren Auflagen und Einschaltquoten, wenn sie Rassismus reproduzieren und befeuern, und Politik und weiße Mehrheitsgesellschaft profitieren von dem Gewinn und Fortschritt, der damit exklusiv für sie einher geht.
Liberale antirassistische Bestrebungen werden daran nichts ändern: Jede Talkshow mit einer einzelnen Schwarzen Person, die sich für ihre Existenz rechtfertigen darf, jedes antirassistische Buch, das nach dem Mord an einer Schwarzen Person für ein paar Wochen ein Bestseller wird, jedes Antirassismustraining für eine einzelne Abteilung einer Firma, in der es bereits einen Rassismusvorfall gab, bringt nichts außer Einschaltquoten, Gewinn für den Verlag, der wahrscheinlich parallel rassistische Machwerke von alten weißen Männern auflegt und Feigenblätter für Firmen, die sich mit ihrer Diversität rühmen können; Profit und Verlagerung der Rassismusdebatte vom Strukturellen auf das Individuelle.
Wir werden Rassismus nie besiegen indem wir ihn Weißen erklären oder eine „Mehrheit“ von der Notwendigkeit des Antirassismus „überzeugen“. Stattdessen müssen wir Rassismus mit unserer gesamten Existenz, Kraft und Macht unprofitabel machen. Solang Rassismus die Täter nichts kostet sondern sogar Gewinn bringt, reden wir uns den Mund fusselig.
Wir meinen damit explizit nicht, euren Konsum zu verändern. Einer Fernsehshow ist es egal, ob ihr einschaltet oder nicht, einer Partei egal ob ihr sie wählt oder nicht, einer Firma egal ihr ihre Produkte konsumiert oder nicht. Die Einschnitte in deren Profit müssen direkter sein, in Form von offenem Protest, Widerstand und Ungehorsam. Erst wenn der Alltag dieser Institutionen gestört wird und sie damit aktiv Geld verlieren, können wir politische Macht entfalten. Kein Rassismusvorfall darf unbeantwortet bleiben.